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Donnerstag, 7. September 2023

Ein Booster für die Kindergärten

4,5 Milliarden zusätzlich für die Elementarpädagogik, 50.000 neue Kindergartenplätze, speziell für unter-3-Jährige: Das ist ein wichtige Ansage von Bundeskanzler Nehammer. Wie kam es dazu? Was wird es bringen? Hier einige Gedanken aus grüner Sicht.

1. Warum die ÖVP umgedacht hat
Super, das die ÖVP endlich eine Kehrtwende hinlegt! Seit Beginn der Regierungsperiode drängen wir Grüne ja auf den Ausbau der Elementarpädagogik. Wir haben uns dabei mächtig ins Zeug gelegt, und tatsächlich einiges erreicht (siehe dazu meine Blogbeiträge: Sprachliche Bildung für den Kindergarten; Profis aus der Praxis; Willst Du in die Elementarpädagogik gehen?; Elementarpädagogik auf der Uni). Doch wir mussten dabei um jeden Zentimeter Fortschritt ringen. Denn stets bremste die ÖVP: Zuständig seien die Länder und Gemeinden; man wolle ihnen nix dreinreden; das Thema sei gar nicht so drängend; und die meisten Familien würden das alles schon irgendwie hinkriegen.

"Wahlfreiheit" hieß jahrzehntelang das Mantra der ÖVP. Und das hatte einen Pferdefuß: denn eine echte "Wahl" haben Eltern ja erst, wenn es ein konkretes Platz-Angebot im Kindergarten gibt. Erst dann können sie tatsächlich frei "wählen", ob sie es annehmen wollen oder nicht.

Woher also kam der plötzliche Meinungsumschwung? Der hat wohl mit der Wirtschaft zu tun. Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte. Da kann es sich ein Land schlicht nicht leisten, dass gut qualifizierte Jung-Eltern, die gern arbeiten würden, zu Hause bleiben, weil sie keine Kinderbetreuung finden. Oder jahrelang nur Teilzeit arbeiten. Das AMS, die Sozialpartner, die Industriellenverteidigung, der Bundespräsident und sogar ALLE Kammern gemeinsam: Zuletzt haben alle gemeinsam Druck gemacht, und die ÖVP-Spitze zum Umdenken bewegt. Gut so!

2. Es geht um Bildung, nicht um Betreuung

Mir ist diese wirtschaftliche Sicht auf die Elementarpädagogik allerdings zu wenig. Kindergärten sind ja - wie sich langsam herumspricht - nicht bloß Betreuungs-, sondern vor allem auch Bildungsorte. Hier wird der Grundstein für den Bildungsweg gelegt. Hier erleben sich Kinder als Teil einer Gruppe, hier lernen sie Sprache(n), hier machen sie viele neue Erfahrungen, hier können sie individuell gefördert werden, und bereiten sich spielerisch auf die Schule vor. Speziell für Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen ist das umso wichtiger. Deswegen brauchen Kindergärten gute pädagogische Standards: Kleine Gruppen, gut qualifiziertes Personal, mit ausreichend Zeit für Vorbereitung, Dokumentation, Reflexion, Elterngespräche und professionelle Begleitung. In Österreich gibt es im Moment einen riesigen Fleckerlteppich, denn die Bundesländer wehren sich bisher mit Händen und Füßen gegen gemeinsame, verbindliche Mindeststandards. Deswegen glauben wir: Dieser Bereich wäre in Bundeskompetenz besser aufgehoben. Und wir sind sicher: Langsfristig werden die anderen auch hier umdenken!

3. Wir brauchen mehr Pädagog:innen

Das Hauptproblem, das den Ausbau der Kindergärten derzeit bremst, ist der Personalmangel. Österreich bildet (v.a. in den BAFEPS) zwar jährlich zigtausende Elementarpädagog:innen aus. Aus vielerlei Gründen gehen diese aber gar nicht in den Beruf, oder verlassen ihn schnell wieder. Der Personalmangel wiederum erhöht den Stress für alle Verbleibenden. Was muss sich hier ändern?

* Wir müssen die vielen bereits ausgebildeten Pädagog:innen zurück in den Beruf locken - mit dem verbindlichen Versprechen, dass sich die Arbeitsbedingungen Jahr für Jahr, Schritt für Schritt verbessern werden (samt Stufenplan).

* Wir müssen Pädagog:innen auf neuen Wegen ausbilden: Wer sich erst als Erwachsene/r dafür entscheidet, bleibt eher dabei. Diese Ausbildungsoffensive läuft schon seit mehreren Jahren: Es gibt viele neue Kollegstandorte, viele neue PH-Lehrgänge, ein neues Uni-Studium. Und es gibt Förderungen, sodass Erwachsene in der Ausbildungszeit ihren Lebensunterhalt finanziert bekommen können.

* Der Bildungsminister hat eben angekündigt, Quereinsteiger:innen aus anderen Berufen auch gezielt für die Elementarpädagogik anzuwerben. Für alle diese Angebote wird ein zentrales Info-Portal eingerichtet. Gut so!

4. Wertschätzung und Geld

Funktionieren wird die Ausbauoffensive nur, wenn sich langfristig der Status, die Wertschätzung und die Arbeitsbedingungen in der Elementarpädagogik verbessern. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe! In Wien oder Oberösterreich etwa liegen die Einstiegsgehälter für Pädagog:innen in öffentlichen Einrichtungen zwar schon bei ca 2.800€. Weit schlechter ist das Gehaltsniveau allerdings oft in privaten Gruppen, und bei ungelernten Hilfskräften.

Für den Ausbau von Kindergärten, die Verbesserung der Öffnungzeiten und die Verbesserung des Personalschlüssels gibt es zwar auch bisher schon Geldzuschüsse vom Bund ("Kindergartenmilliarde"). Trotzdem standen bisher viele Gemeinden beim Ausbau auf der Bremse - weil sie fürchteten, nach dem Auslaufen der Anschubfinanzierung langfristig auf den Kosten sitzenzubleiben. Nehammer hat nun angekündigt, dass die 4,5 Milliarden v.a. für Personalkosten verwendet werden sollen. Wenn dies tatsächlich langfristig verankert wird, sollte einem Ausbau nichts mehr im Wege stehen!

 

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