Es war eine lange Geschichte, über viele Jahre hinweg. Hunderte Expert:innen, Pädagog:innen, Fachdidaktiker:innen, Wissenschaftler:innen waren auf Fachebene involviert. Jetzt endlich liegt uns der komplette Entwurf vor: Alle Lehrpläne für Volksschule, MS und AHS-Unterstufe, für alle Fächer, etwa 1000 Seiten. Start der Ausrollung ist (beginnend mit der 1. und 5. Schulstufe) im Wintersemester 2023/24.
Inhaltlich bedeuten diese neuen Lehrpläne eine wirklich fundamentale Neuerung. Es gibt künftig keinen "Lehrstoff" mehr, der aufgezählt wird. Stattdessen geht es zentral um "Kompetenzen": Es wird definiert, was jedes Kind am Ende eines Lernabschnitts können soll.
Eine wichtige Rolle spielen dabei die „fächerübergreifenden Kompetenzen“. Das sind 13 lebens- und gesellschaftsrelevante Querschnittsmaterien, die über die ganze Schulllaufbahn hinweg verbindlich in den Fächern verankert werden. Diese sind, in alphabetischer Reihenfolge: Bildungs-, Berufs- und Lebensorientierung; Entrepreneurship Education; Gesundheitsförderung; Informatische Bildung; Interkulturelle Bildung; Medienbildung; Politische Bildung; Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung; Sexualpädagogik; sprachliche Bildung/Lesen; Umweltbildung; Mobilitätsbildung; Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucherbildung.
Insgesamt sehen wir in einer ersten Einschätzung vieles an diesen Entwürfen positiv. Es gibt einen systematischen, einheitlichen Aufbau; eine moderne Sprache; einen starken Fokus auf Probemlösung, Anwendungsorientierung. Es wird deutlich, dass man an der konkreten Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen anknüpfen, kritisches Denken fördern will, und sie dazu bringen will, die Welt aktiv mitzugestalten. Explizit erwünscht wird die fächerübergreifende Kooperation zwischen Pädagog:innen; inklusiver Unterricht. Heterogenität, Vielfalt und Mehrsprachigkeit werden ausdrücklich als positive Ressource gesehen. Auch von der Öffnung der Schule nach außen und innen ist die Rede (etwa durch Exkursionen, Vereine).
Entscheidend ist am Ende natürlich: Kommen Lehrpläne auch in der schulischen Wirklichkeit an, und wie lang dauert das? Wer schreibt die Schulbücher dazu, wer konzipiert die neuen Lehrmittel, wie stark fließt die Kompetenzorientierung in die Pädagog:innenausbildung ein, und sind genügend altgediente Lehrer:innen bereit, ihren Unterricht anzupassen, umzustellen, und sich eventuell fortzubilden?
Ein spannender Anfang ist also jedenfalls gemacht!
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