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Mittwoch, 18. Dezember 2019

Station 8: Privates und Politisches, Oktober 2002

Halbe-halbe ist die Lösung

Jeder kennt die Geschichte. Sie ist tausende Male passiert. Er und Sie, beide gut ausgebildet und berufstätig, gehen eine Beziehung ein. Sie ziehen zusammen, kochen beide, räumen abwechselnd den Geschirrspüler aus, zahlen im Lokal abwechselnd die Rechnung, fühlen sich als gleichberechtigtes Paar. Weil alles so schön harmonisch ist, ist irgendwann ein Kind unterwegs. Er und Sie setzen sich also zusammen und überlegen, wie sie das mit der Aufteilung auf die Reihe kriegen werden. Er verdient ein bisschen mehr als Sie. Da ist es nur logisch, dass Sie eine Zeitlang zu Hause bleibt und Er das Geld heranschafft.


„Später können wir uns ja abwechseln“, sagen sie hoffnungfroh. Doch dann kommt es anders. Sie verbringt bald viele Stunden allein mit dem Kind, und kennt es deswegen gut. Sie wacht automatisch auf, wenn es Hunger hat. Sie kennt alle Breivarianten, weiß, welche Feuchttücher die besten sind, und hat bei den vielen Handgriffen Routine entwickelt. Er will sich zwar auch kümmern. Aber Er kommt halt immer erst recht spät nach Hause, Überstunden. Er muss ja jetzt nicht nur sich, sondern die ganze Familie ernähren, das lastet schwer auf seinen Schultern. Deswegen muss Er ausgeschlafen sein in der Früh. Selbstverständlich wickelt auch Er manchmal das Kind. Rührt den Brei, zieht ihm den Pullover an. Doch Er wird das Gefühl nicht los, dass Sie ihm dabei ständig über die Schulter lugt. Wahrscheinlich kann Sie es besser, schließlich hat Sie alles schon viel öfter gemacht. Und irgendwann, wenn sie es eilig haben, wird der Moment kommen, wo Sie Ihn beiseiteschiebt und sagt: „Lass, ich mach das.“ Er wird kurz beleidigt sein, gleichzeitig ein bisschen erleichtert. Und dann ist es endgültig vorbei mit der gleichberechtigten Elternschaft.

Sie wird ihre Karenz verlängern, weil sie zweifelt, ob man Ihn wirklich den ganzen Tag allein lassen kann mit dem Kind. Er wird, weil er sich zu Hause überflüssig fühlt, noch mehr Zeit im Büro verbringen, und deswegen befördert werden. Irgendwann ist Er uneinholbar davongezogen, was den Gehaltsunterschied betrifft, und es wäre völlig illusorisch, die Aufgabenteilung noch einmal umzudrehen. Sie wird, sobald das Kind in den Kindergarten geht, „ein bisschen was dazuverdienen“, doch Sie arbeitet anders als Er. Sie setzt sich an den Laptop, wenn das Kind schläft. Ihr Teilzeitarrangement richtet sich nach den Öffnungszeiten des Kindergartens. Wenn das Kind Durchfall hat, verschiebt Sie ihre Termine. So wird die oft beschworene „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ zur Frauensache gemacht. Das passiert abertausendfach in Österreich, systematisch und immer wieder. Mit den bekannten Folgen: Gehaltsschere, Pensionslücke, Abhängigkeit, Altersarmut.

Man soll als Politikerin nicht zu viel über das eigene Privatleben erzählen. Das macht verwundbar. Nur so viel sei verraten: Ich habe einen Mann und zwei Teenager-Kinder, und gleichberechtigte Elternschaft ist super. Klar haben wir immer viel diskutieren müssen. Wochenpläne ausverhandelt. Wer ist Montags zuständig, wer Mittwochs? Kann ich in Woche 34 weg sein, wenn ich dafür Woche 35 übernehme? Ständig muss man nachmessen, nachrechnen, nachzählen, ob die gefühlte gleichberechtigte Aufgabenteilung auch der tatsächlichen entspricht.

Doch heute kann ich 50:50 uneingeschränkt empfehlen. Es ist so logisch und so einfach: 6+6 Monate Karenzzeit, statt der üblichen 10+2 Monate. 30+30 Wochenstunden Arbeitszeit, statt der üblichen 40+20 oder 50+10 Wochenstunden. Es ist besser so. Es tut Männern gut, Frauen gut, Beziehungen gut, Betrieben gut. Und den Kindern sowieso.

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