Eines der Hauptprobleme unsers Bildungssystems ist die Frage: Warum beenden Tausende Jugendliche jedes Jahr die Schulpflicht, ohne für eine weiterführende Berufsausbildung fit zu sein? Und was brauchen diese Jugendlichen, um doch noch Anschluss zu finden, und ein selbtbestimmtes Leben führen zu können?
Ein paar Antworten auf diese Frage habe ich bei einem Besuch bei "ausbildungsfit" gesucht, einem Programm des AMS und des Sozialministeriums, das täglich mit diesen Jugendlichen arbeitet, und hierbei langjährige Erfahrung hat.
Es sind bunte, freundliche Räume, die man betritt. Geschmückt von Paletten-Lounge-Sofas aus eigener Produktion. In einem Raum werden Fahrräder repariert, in einem anderen Lichtschaltungen zusammengesteckt, in einem dritten die heutige Ausgabe der Tageszeitung diskutiert. Die Jugendlichen in diesem Programm sind zwischen 15 und 21 Jahre alt, zu 80% männlich, 20% wohnen in WGs. Sie bringen häufig schwierige Biographien mit, physische oder psychische Handicaps, ein mehrfach geknicktes Selbstwertgefühl, und frustierende Erfahrungen mit der Schule. Was sie bei "ausbildungsfit" bekommen, ist: Eine klare Tagesstruktur, stabile Beziehungen, positive Erfahrungen, individuelle Bestärkung, und konkrete Perspektiven.
Das Programm besteht aus vier Säulen:
* in der "Wissenswerkstatt" wird in Kleinstgruppen Schulstoff nachgeholt, als Vorbereitung auf die Berufsschule
* in 4 Fachbereichen werden konkrete Tätigkeiten ausprobiert: Haus/Garten/Reparaturen, Technik/IT/Elektro, Handwerk/Holz/Glas, Soziales/Pflege
* individuelles Coaching, Talentanalyse, Krisenintervention, psychologische Unterstützung
* Bewegung: Schwimmen, Radfahren, Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge.
Die Erfolgsquote des Programms ist hoch: die meisten Absolvent:innen können in eine reguläre oder eine verlängerte Lehre vermittelt werden, oder schaffen zumindest eine Teilqualifikation. Dafür notwendig ist allerdings ein engmaschiges Netzwerk aus Jugendcoaching und individueller Begleitung.
Ich bin sehr beeindruckt von der Professionalität, der konstruktiven Stimmung und der konsequenten positiven Haltung, die hier herrscht. Danke für eure großartige Arbeit! Österreich braucht jeden und jede einzelne dieser Jugendlichen!
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