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Donnerstag, 29. Juni 2023

Freie Schulen: Wir brauchen Euch!

Es war ein wunderschöner Frühsommertag, sonnig und warm, in St. Andrä Wördern/Niederösterreich. In einer von 18 sogenannten "freien Schulen", die sich zum bundesweiten Dachverband "EFFE" zsammengeschlossen haben, in einem Schulhof mit Garten, Blumen und Huhn. Schulen wie diese sind der Öffentlichkeit meist unter dem Schlagwort "Alternativschulen" bekannt. Hier in St. Andrä-Wördern hielten sie ihr jährliiches Vereintreffen ab - und ich durfte dabei sein und mitdiskutieren. Was für eine Ehre! Und was für ein spannender, schöner Tag!

Tatsächlich gibt es zwischen den Alternativschulen und der grünen Bewegung eine gemeinsame Geschichte und mehrere Anknüpfungespunkte - beide sind in den 80er Jahren aus Graswurzel-Aktivismus heraus entstanden.

Methodisch waren und sind die sogenannten "Freien Schuen" stets Orte, wo andere Arten des Unterrichts ausprobiert und über viele Jahre weiterentwickelt wurden. In aller Unterschiedlichkeit geht es stets um Grundprinzipien wie selbstbestimmtes Lernen, Eigenverantwortung und Mitbestimmung. Organisatorisch hingegen haben es die Alternativschulen schwer: Sie sind rechtlich "Privatschulen". Aber anders als jene Privatschulen, die von konfessionellen Trägern betrieben werden, bekommen sie ihr Personal nicht vom österreichischen Staat finanziert, sondern müssen relativ hohe Elternbeiträge einheben. Ein Ungleichgewicht, das leider dazu führt, dass in Alternativschulen kaum Kinder aus sozial benachteiligen Verhältnissen sind - so gern die Vereine sie auch aufnehmen würden.

Eine weitere Ungerechtigkeit: Alternativschulen nehmen häufig Kinder auf, die aus verschiedensten Gründen mit der Regelschule nicht zurecht kommen - oder die Regelschule nicht mit ihnen. Damit erleichtern sie den öffentlichen Schulen das Leben. Dafür wird ihnen von der öffentlichen Hand jedoch kaum gedankt. 

Jüngst, während den Corona-Jahren, kam ein weiteres Dilemma dazu: Tausende Eltern meldeten da ihre Kinder (aus Misstrauen und Protest gegen den Staat) zum "häuslichen Unterricht" aus den Schulen ab. Überall im Land sind seither - teilweise dubiose - private Lerngruppen entstanden, sehr häufig ohne jede pädagogische Erfahrung und Qualifikation. Von diesen Gruppen müssen sich die Alternativschulen abgrenzen, während gleichzeitig für sie dieselben Gesetze und Gesetzesverschärfungen gelten. Auch für uns als Gesetzgebenr ist die Situation nicht einfach: Wir wollen Kinder im häuslichen Unterricht schützen, schauen daher genauer hin und haben die Kontrollen der privaten Lerngruppen intensiviert. Was gleichzeitig auch Alternativschulen oft das Leben schwer macht.

Es sind schmale Grate, auf denen wir uns hier bewegen. Mit der Reform des Privatschulgesetzes, die im Regierungsprogramm vereinbart ist, werden einige dieser Problemfelder demnächst neu verhandelt werden müssen. Es wird nicht ganz einfach werden, hier allen Bedürfnissen gerecht zu werden. In einem so vielfältigen, bunten Sektor wie diesem ist es wahrscheinlich noch schwieriger als anderswo.

Was ich versprechen kann, ist: Wir bleiben im Gespräch. Wir binden euch ein. Es gibt großen Respekt vor eurer Geschichte, und eine große Wertschätzung eurer Erfahrungen. Es ist gut, dass es euch gibt, und es soll euch weiterhin geben!

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