Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr hat eine Idee in die politische Diskussion geworfen: Eltern, die nicht zum Elternsprechtag kommen oder Vorladungen der Schule ignorieren, sollen Geldstrafen zahlen müssen.
Ich war über diesen Vorschlag sehr verwundert - denn bis jetzt hatte ich diese Forderung nur von der FPÖ gehört. Als die ÖVP die Idee in das Regierungsprogramm hineinverhandeln wollte, haben wir uns von grüner Seite vehement – und schließlich erfolgreich – dagegen gewehrt.
Ich verstehe, dass Pädagog:innen oft verzweifelt sind. Es muss für sie extrem frustrierend sein, wenn es mit einem Kind Probleme gibt, über die man mit den Eltern reden will – aber dann schafft man es nicht, weil sich die Eltern einfach nicht blicken lassen.
Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass Geldstrafen hier kaum weiterhelfen können. Weil es in den allermeisten Fällen um vielschichte Problemlagen geht, die mit einer Geldstrafe kaum lösbar nicht. Ein paar Gedanken dazu:
* Es gibt überforderte Eltern. Die mit dem Leben nicht zurechtkommen, und denen alles zu viel ist: Arbeit, Stress, Krankheit, Geldnot, Zeitmangel. Eine Geldstrafe wird diese Überforderung nicht mindern, sondern nur noch verstärken.
Was ist also zu tun? Auf jeden Fall: Hinschauen statt wegschauen. Kommunizieren statt strafen. Mit dieser schwierigen Aufgabe kann man Pädagog:innen selbstverständlich nicht allein lassen. Dazu braucht es multiprofessionelle Teams, mit Expertise und Lebenserfahrung aus vielen Bereichen. Sozialarbeit ist der erste wichtige Schlüssel: Sozialarbeiter:innen können den Kontakt zur Familie herstellen. Ein:e Schulpsycholog:in kann abklären, ob psychische Probleme vorliegen, die eine Therapie brauchen. Familienhilfe kann Familien bei Überforderung unterstützen. Nachbarschaftshilfe oder Vereine wie „Nachbarinnen“ können helfen, aus der sozialen Isolation herauszukommen. Wenn Vernachlässigung oder Gewalt droht, muss das Jugendamt einschreiten. Eventuell sind manche Kinder oder Jugendliche in einer Krisen-WG besser untergebracht als in der Familie.
In jedem Fall gibt es viel zu tun für die Wiener Sozial- und Integrationspolitik. Viel zu tun für Christoph Wiederkehr. Ich werden ihn im Rahmen meiner bundespolitischen Möglichkeiten gern dabei unterstützen. Aber ein Gesetz für Geldstrafen? Das mache ich nicht.
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