Österreich hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieben. Und sich damit zu einem großen Ziel verpflichtet: Der umfassenden Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft. Das gilt speziell auch für den Bildungsbereich.
Von diesem Ziel ist Österreich leider immer noch meilenweit enfernt. Der Monitoringbericht für die UN, der diese Woche in Genf diskutiert wird, listet die Defizite und Versäumnisse Österreichs sachlich und präzise auf (Monitorungbericht). Hier eine Liste der Dinge, die aus grüner Sicht in der Bildung so schnell wie möglich verbessert werden müssen:
* Inklusive Kindergartenplätze für alle Kinder - wohnortnah, barrierefrei, mit ausreichenden Öffnungszeiten. Hier klaffen noch riesige Versorgungslücken, und Eltern werden oft zu Bittstellern gemacht. Hier sind vor allem die Gemeinden gefordert!
* Inklusive Pädagogik ist ein Kernelement in der Pädagog:innenausbildung: Einerseits gehört diese zur Basisausbildung für alle, zusätzlich braucht es Spezialisierungsmöglichkeiten. Darauf werden wir bei der aktuellen Reform der Ausbildung achten müssen!
* Wichtig ist auch der Abbau von Barrieren in der Pädagog:innenausbildung. Von der Elementarpädagogik bis zur Hochschule - ein inklusives Bildungssystem braucht Pädagog:innen mit verschiedensten Behinderungen!
* Notwendig ist eine rasche, spürbare Erhöhung der Inklusionsquote. Das bedeutet: Wesentlich mehr Kinder mit Behinderung sollten in die Regelschule gehen! Dieser Anteil ist derzeit je nach Bundesland höchst unterschiedlich: In Wien etwa besuchen nur 49% der Kinder mit Behinderungen eine Regelschule, die Mehrheit geht in die Sonderschule. In anderen Ländern ist die Inklusionsquote wesentlich besser: In Kärnten oder der Steiermark sind es über 75%!
* Manche Regionen - etwa der Bezirk Reutte in Tirol - kommen schon seit vielen Jahren ganz ohne Sonderschulen aus, alle Kinder werden inklusiv unterrichtet. Das könnten und sollten viele andere Bezirke in Österreich nachmachen!
* Inklusion in der Regelschule darf niemals ein Sparprogramm sein! Wir brauchen daher eine Umschichtung von Ressourcen und von pädagogischer Expertise - weg aus dem (teuren!) getrennten Sonderschulwesen, hin zu inklusiven Unterrichtssettings!
* Große Lücken klaffen bei der Nachmittags- und Ferienbetreuung. Hier braucht es für Kinder mit Behinderungen niederschwelligen, gleichberechtigten Zugang in Wohnortnähe!
* Jugendliche, die länger brauchen, um ihr Potential voll auszuschöpfen, sollen selbstverständlich ein 11. und 12. Jahr in die Pflichtschule gehen können. Derzeit ist zwar gesichert, dass alle Anträge auf diese Zusatzjahre bewilligt werden. Doch wichtig wäre auch ein verbindlicher Rechtsanspruch darauf!
* Wir brauchen wesentlich mehr inklusive Schulplätze in Gymnasien, sowie auch in den verschiedensten weiterführenden Schularten (auf der Sekundarstufe 2).
* Sinnvoll wäre eine bundesweite Vereinheitlichung der unterschiedlichen Formen der Schul-Assistenz für Kinder mit Behinderungen. Die Bundesländer handhaben das derzeit sehr unterschiedlich.
* Auch in Bundesschulen klaffen Lücken bei der persönlichen Assistenz - insbesondere für Jugendliche mit Autismus.
* Die Vergabe des "Sonderpädagogische Förderbedarfs" hat dringenden Reformbedarf. Die Ressourcen dafür müssen dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Die derzeitige "Deckelung" (nur für 2,7% aller Kinder gibt es zusätzliche SPF-Ressourcen) gehört abgeschafft!
* Die ÖGS (Österreichische Gebärdensprache) muss als vollwertige Sprache verankert werden; und alle Kinder, die das wollen, sollen sie in der Schule lernen können!
* Generell ist auf allen bildungspolitischen Ebenen eine ernsthafte, dauerhafte Einbindung von Expert:innen, NGOs und Betroffenen notwendig!
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